Alte Weberei Lustnau - Es bleibt bunt auf dem Egeria-Gelände
Viele Jahrzehnte prägte sie Tübingens Wirtschaft: Seit den goldenen 1920er Jahren war Egeria für seine Frottierwäsche bekannt und zeitweise der größte industrielle Arbeitgeber vor Ort. 1990 wurde das Frottierwerk im Stadtteil Lustnau stillgelegt. Viele Jahre lang lag die Fläche brach, bis sich die Stadt Tübingen 2009 entschloss, die Fläche zu entwickeln und auszuschreiben. Für rund 20 Mio. EUR sollte ein attraktives Wohn- und Arbeitsumfeld für die zukünftigen Bewohner entstehen.
Bereits während des Egeria Insolvenzverfahrens war CDM Smith beauftragt, den Untergrund und die Bausubstanz auf Schadstoffe zu erkunden. Nachdem die Stadt Tübingen das Gelände erworben hatte, begann die Planung für die Umnutzung. Die stillgelegten Industrieanlagen und Gebäude waren in sehr schlechtem Zustand und sollten vollständig rückgebaut werden. Das ehemalige Flussbett des Neckars enthielt Altablagerungen und der Untergrund des Geländes war durch die frühere industrielle Nutzung verunreinigt. Für die Baumaßnahmen war neben der Sicherung der Freiflächen die Sanierung von 75.000 m³ Boden durch Bodenaushub notwendig. Gleichzeitig war das Grundwasser langfristig vor Schadstoffeinträgen aus dem Areal zu schützen. CDM Smith erhielt hier erneut den Auftrag für die Beratungs- und Planungsleistungen.
Das Projekt zeigt das gesamte Spektrum an Herausforderungen, die zu bewältigen sind, um aus einer sehr problematischen Industriebrache ein attraktives Stadtquartier zu machen.
Im Zuge des städtebaulichen Wettbewerbs erkundeten wir den Baugrund und planten und begleiteten die gesamten Rückbau- und Bodensanierungsmaßnahmen inklusive Bodenmanagement und Ausschreibung. Zur baubegleitenden Planung erstellten wir ein Geoinformationssystem für das Projektgebiet. Zusätzlich erbrachten wir umfassende geotechnische Beratungsleistungen auch für spätere Bauherren. Nach Abschluss unserer Tätigkeiten im Jahr 2014 wurden die baureifen Grundstücke an die einzelnen Baugemeinschaften übergeben.
Die „Alte Weberei“, wie sie heute genannt wird, ist heute durch die Neugestaltung ein gesundes und attraktives Wohn- und Arbeitsumfeld für rund 800 Menschen. An die frühere Industrieproduktion erinnert fast nichts mehr. Lediglich ein Altbau bildet das Zentrum des großen Egeriaplatzes und der prägnante Egeria-Turm bleibt als Kulturdenkmal erhalten.
Ein wunderbares Projekt und eine tolle Gemeinschaftsleistung, bei der alle an einem Strang zogen.
Auszeichnung
2016 erhielt das Projekt den Flächenrecyclingpreis des Landes Baden-Württemberg. Die Jury lobte die intelligenten Lösungen für die schwierige Dekontamination der Fabrikflächen und aufgefüllten Flussarme sowie für den Gewässer- und Hochwasserschutz. 2016 gab es 31 Bewerbungen.