Gründung eines Stahlwerks in Brasilien
Das knapp 9 km² große Werksgelände umfasst zwei Hochöfen, eine Kokerei, eine Sinteranlage, Konverter und Gießanlagen, Lagerflächen für Rohstoffe, einschließlich zugehöriger Infrastruktur mit Tiefseehafen und Eisenbahnstrecke. Ein Kraftwerk, Aufbereitungsanlagen für Wasser und Abwasser sowie verschiedene Anlagen für die Nach- und Weiterbehandlung der Stahlbrammen und der Hochofenschlacke kommen hinzu. Für die Fläche bestand Überflutungsgefahr. Vor Baubeginn wurde daher das Gelände durch Aufspülen von rund 10 Mio. m³ Meeressand um 1-2 m aufgehöht. Auch der Untergrund war aus Gründungssicht extrem schwierig: Bis in Tiefen von 25 m liegen weiche organische Tone vor. Darunter folgen Sande in lockerer bis dichter Lagerung mit eingeschalteten Tonlinsen. Etwa 35 m unter Ursprungsgelände stehen Festgesteine aus Granit und Gneis an, die in den oberen Metern verwittert sind. Die Sande sind grundwasserführend, wobei der Druckwasserspiegel bis zur Geländeoberkante reicht.
Das hohe Gewicht der Bauwerke und Lager-, Montage- und Fahrflächen erforderten in Verbindung mit dem schlechten Untergrund innovative Gründungslösungen. Als geotechnische Herausforderung für die Planung und Bauausführung gestaltete sich vor allem die Einhaltung zulässiger Verformungen in Verbindung mit den extrem setzungsanfälligen Böden. Das Abklingen der Verformung der belasteten Tonschichten dauert ohne Zusatzmaßnahmen mehrere Jahre.
Geotechnisch gesehen ein einzigartiges Projekt.
Um diese komplexe Anforderung zu meistern, erstellten wir auf Basis geotechnischer Feld- und Laborversuche ein Baugrundmodell. Unsere Berechnungen zu Erdstatik, Setzungen und Standsicherheit mündeten darin, die Anlagen und Gebäude vorrangig auf Fertigpfähle aus Beton und Stahl oder Ortbetonpfähle zu gründen. Bei den weniger setzungsempfindlichen Lager-, Arbeitsflächen und Standorten für Schwerlastkrane setzten wir nahezu die gesamte Palette der Baugrundverbesserungsverfahren zur Verdichtung, Verfestigung oder des Ersatzes des anstehenden Bodens ein. Oft nutzten wir Sand- und Schottersäulen, meist in Kombination mit geokunststoffbewehrten Tragschichten (Geogitter), die mit Hilfe numerischer Berechnungen entworfen und auf Grundlage vorhergehender Tests in entsprechenden Versuchsfeldern bestätigt und überwacht wurden. Die Vorwegnahme von Setzungen durch Vorbelastungen und Drainageelemente als Konsolidierungsbeschleuniger war ein wichtiges Element unseres Gründungskonzepts.
CDM Smith half, die Überflutungsgefahr des Geländes zu beseitigen. Unser Projektteam überwachte sämtliche Gründungsarbeiten auf der Großbaustelle vor Ort. Für die Gründung des Stahlwerks wurden rund 2.200 km Pfähle, 5.000 km Sand-, Kies- und Schottersäulen hergestellt, 5.000 m³ Boden vermörtelt, 3.500 km Vertikaldränagen in den Baugrund eingestochen und etwa 500.000 m³ Vorlastmaterial bewegt.
Die Zusammenarbeit verschiedenster Fachrichtungen und Nationalitäten für ein gemeinsames Ziel war beeindruckend.