Grundwasser- und Bodensanierung im Bereich der ehemaligen chemischen Fabrik Lampertheim-Neuschloß
In dem heute dicht besiedelten Wohngebiet war der Boden als Hinterlassenschaft der ca. 8,3 ha großen, ehemaligen chemischen Fabrik Neuschloß (unter anderem Produktion von Soda, Schwefelsäure, Chlorkalk, Salzsäure und Kunstdünger) hochgradig mit Dioxinen und Furanen, Arsen, Blei, Thallium und weiteren Schwermetallen kontaminiert. Arsen gelangte in hohen Mengen in den Grundwasserleiter und wurde mit dem Grundwasserstrom in einer annähernd 1 km langen Schadstofffahne in Richtung auf ein nahegelegenes Wasserwerk verfrachtet.
Unsere Leistungen rund um die Grundwasser- und Bodensanierung
Die Expertinnen und Experten von CDM Smith unterstützen ihre Kunden mit wesentlichen Projektsteuerungsleistungen und erbrachten nahezu alle Planungsleistungen - von der historischen Erkundung des Standorts, über Boden- und Grundwasseruntersuchungen (Orientierende, Detail- und Sanierungsuntersuchungen, bis hin zur Planung, Bauleitung und Überwachung der Grundwasser- und Bodensanierung. Außerdem führten wir alle geotechnischen Begutachtungen sowie Planungen im Spezialtiefbau, wie Gründungs-, Verbau- und Unterfangungsmaßnahmen durch und bauten ein standorteigenes Datenbank- und Geoinformationssystem auf. Begleitend zu den Baumaßnahmen nahmen wir die notwendigen Erschütterungsmessungen vor und überwachten den Schutz der Anwohner vor schädlichen Emissionen und Immissionen. Die Planungsleistungen für die Bodensanierung auf den Wohngrundstücken berücksichtigten komplexe genehmigungsrechtliche Aspekte bei konsequenter Beteiligung der Öffentlichkeit.
Wesentlich für den Erfolg der Sanierungsmaßnahmen war und ist die konsequent umgesetzte und ehrliche Beteiligung der Öffentlichkeit an allen Planungs- und Umsetzungsschritten.
Auf den betroffenen 126 privaten und kommunalen Grundstücken wurden alle nicht unterkellerten Nebengebäude sowie die Einfriedungen und Gärten rückgebaut und nach der Bodensanierung wiedererrichtet. In neunjähriger Bauzeit wurden bis 2012 rund 190.000 t kontaminierte Böden abgetragen und mit diesen unter anderem etwa 50 t Arsen entsorgt. Dabei hatten Arbeits- und Anwohnerschutz stets höchsten Stellenwert.
Sanierung der Grundwasserverunreinigung
Neben der Sanierung des Bodens werden seit 2003 die Grundwasserkontaminationen behandelt und entsprechend unserer Planung durch eine klassische hydraulische Sicherung mittels Pump & Treat, d. h. durch Entnahme und on-site-Aufbereitung von Grundwasser aus dem Schadenszentrum und der Fahnenspitze saniert. Das gereinigte Wasser wird dem Aquifer zugeführt, wobei der Grenzwert der Trinkwasserverordnung streng beachtet und eingehalten wird. Seit Beginn der Sanierungsmaßnahme wurden bei einem stündlichen Grundwasserumsatz von rund 30 m³ mehr als 4,6 Mio. m³ Grundwasser gereinigt und dabei rund 1,2 t Arsen aus dem Grundwasser entfernt.
Wesentliche Bausteine des Projekterfolges sind das konsequente Hinterfragen und das permanente Optimieren von laufenden Verfahren. Hierdurch gelang es auch in diesem Projekt die spezifischen Reinigungskosten konsequent und nachhaltig zu reduzieren.
Neues Verfahren erprobt und implementiert: Arsenmobilisierung
Im Sinne dieses Leitsatzes erprobten wir gemeinsam mit der Universität Heidelberg und in Abstimmung mit dem Auftraggeber und der zuständigen Behörde ein neues Verfahren, das sowohl die Zeitdauer der Grundwassersanierungsmaßnahmen deutlich verkürzen als auch die Kosten derselben nachhaltig reduzieren soll. Batch- und Säulenversuche im Labor sowie Lysimeterversuche und ein Pilotversuch im Feld zeigten, dass mit der Zugabe einer Phosphatlösung in den Aquifer das an die Aquifer-Sedimente gebundene Arsen mobilisiert werden kann. Das mithilfe des Phosphats mobilisierte Arsen wird über die laufende hydraulische Maßnahme mit dem Grundwasser wieder entnommen.
Die Ergebnisse aus dem Pilotversuch haben das große Potential des Verfahrens unter natürlichen Bedingungen bestätigt. In Abstimmung mit den zuständigen Behörden und mit Unterstützung durch die Universität Heidelberg wird die Arsenmobilisierung seit Anfang 2019 großtechnisch umgesetzt. Hierfür wurde die Wasseraufbereitungsanlage erweitert, so dass die Anlage sowohl die infolge der Phosphatzugaben erhöhten Phosphatgehalte im Grundwasser als auch den durch die Mobilisation erhöhten Arsen-Austrag sicher abreinigen kann. Die Phosphatlösung zur Mobilisierung wird aktuell über acht Infiltrationsbrunnen zugegeben. Dabei stellt die Einstellung geeigneter hydrochemischer Milieubedingungen im Schadenszentrum des rund 25 m mächtigen Aquifers eine Herausforderung dar. Die Entnahme des belasteten Grundwassers zur anschließenden Abreinigung in der bestehenden Wasseraufbereitungsanlage erfolgt derzeit über 5 Förderbrunnen im Schadenszentrum mit insgesamt rund 20 m³/h. In den ersten vier Betriebsjahren der großtechnischen Mobilisierung wurde die Arsenfracht aus dem Schadenszentrum gegenüber der früheren Pump & Treat-Maßnahme annähernd verdreifacht.
Der große Erfahrungsschatz unserer Experten und die enge Bindung zu unseren Netzwerkpartnern ermöglichen uns die Umsetzung dieses bislang einmaligen Verfahrens.
Innovative Sanierungstechniken führten uns zu einem nachhaltigen Sanierungserfolg.
Wussten Sie schon?
Seit nunmehr 27 Jahren betreuen wir die HIM GmbH bei der Sanierung dieses komplexen Altlaststandortes. Unsere Leistungen decken dabei die Lph. 1 - 5 des Leistungsbilds für Projektmanagementleistungen der AHO-Fachkommission und die Lph. 1 - 9 der HOAI ab.